Erster Kurs "Fit im Auto" für Senioren

Die Kreisverkehrswacht Straubing will Senioren mehr Selbstvertrauen im Straßenverkehr geben.
2. Vorsitzender Dieter Kluske begrüßte zum ersten Kurs "Fit im Auto" für Senioren am Samstag sieben Teilnehmer in der Fahrschule "3F".
Die Mobilität ist für viele die Lebensgrundlage im fortgeschrittenen Alter.

Junger Mann, machen Sie jetzt dann dieses Programm?", fragt eine ältere Frau mit skeptischem Blick. Patrick Herlan - mit Kapuzenpulli und grauem Bart - lacht und nickt. Der 42-Jährige ist Fahrlehrer in der Fahrschule "3F" und leitet den Kurs "Fit im Auto" für Senioren ab 60 Jahren der Kreisverkehrswacht Straubing. Sein Ziel: "Ich will den älteren Leuten wieder mehr Selbstvertrauen im Straßenverkehr geben".
In der Fahrschule duftet es am Samstag nach Kaffee, auf einem Tisch stehen Schalen mit Spekulatius und Vanillekipferln. Herlan nippt an seinem Kaffee. "Fahren wir jetzt eigentlich hernach unsere eigenen Autos zu Schrott? Oder die von der Fahrschule?", fragt ein Teilnehmer grinsend. Denn nach dem Theorieteil geht es auf einen Übungsplatz, das hat er in der Beschreibung des Kurses gelesen. Der 64-Jährige hat seit 1970, den Führerschein - erst fürs Moped, dann fürs Auto - und noch keinen einzigen Punkt in Flensburg. "Aber mir fällt auf, dass ich nicht mehr so fahre, wie noch vor 25 Jahren. Deswegen bin ich hier." Noch etwas hat er bemerkt: Manche BMW, da ist er überzeugt, haben keine Blinker mehr. Er lacht.
Das Problem der jungen Leute
Dieter Kluske, stellvertretender Vorsitzender der Kreisverkehrswacht, bemerkt sofort: "Die Damen sind in der Überzahl. Frauen trauen sich einfach mehr," Die vier Teilnehmerinnen lächeln. Kurz erzählt er noch, was die Kreisverkehrswacht so alles macht, und weist auf die Homepage hin. "Oh, mei, das Internet hab' i scho lang gelöscht", sagt eine ältere Frau trocken.
Jetzt beginnt Herlan, der noch seinen Kaffee trinkt, mit dem Theorieteil. Wann muss man im Kreisverkehr blinken? Die Senioren wissen Bescheid und sind sich einig, dass der Kreisel an der Bahnhofstraße "eine Katastrophe" ist. Unfallursache Nummer eins ist überhöhte Geschwindigkeit, dicht gefolgt von Ablenkung. "Habt ihr alle Handys?" fragt er in die Runde. Alle nicken. "Aber mein Handy bleibt, beim Autofahren in der Tasche", antwortet eine Frau. Wer 50 Kilometer pro Stunde fährt, der legt in der Sekunde 15 Meter zurück. "Jetzt stellt euch vor, du schaust aufs Handy, was da alles passieren kann", sagt Herlan. "Wahnsinn", flüstert eine Frau. Doch Herlan kann die Teilnehmer beruhigen: "Die Ablenkung ist eher ein Problem von jungen Leuten."
"Weil's alle keine Zeit mehr haben"
Manche Senioren aber werden eher müde. Herlan rät ihnen, viele Pausen an der frischen Luft zu machen, sich bei langen Fahrten abzuwechseln und Zwischenstationen einzulegen. Ein weiterer Faktor, der zu einem Unfall führen kann, ist Stress. "Den hab' ich, wenn mir einer bis in den Kofferraum auffährt", schimpft eine Frau. Eine andere erzählt, dass sie sogar in der Stadt von anderen Autofahrern bedrängt wird. "Weil's alle keine Zeit mehr haben“. Herlan geht es ähnlich: "Was meint ihr, was wir alles mit den Fahrschulautos erleben?" In der Pause erzählt eine 72-Jährige, dass ihr Mann im Frühjahr gestorben ist. "Er war so ein guter Autofahrer." Jetzt ist sie auf sich gestellt, genauso wie ihre 79 Jahre alte Freundin. Das Autofahren ist für beide die Lebensgrundlage. Für Besorgungen, um Familie und Freunde zu treffen, zum Arzt zu kommen.
"Wenn ich an meinen Vater zurückdenke, auch für ihn war es sein Lebensinhalt", sagt die 72-Jährige. Bevor das Training auf dem
Übungsplatz startet, will Herlan, der sich Kaffee nachgeschenkt hat, noch wissen, wer von den Senioren keine Medikamente nehmen muss. Niemand meldet sich. "Sprecht da mit eurem Arzt drüber", rät er. Er selbst hat seiner Mutter ins Gewissen geredet. Die Senioren nicken. Da meldet sich die ältere Frau vom Anfang zu Wort: "Aber du bist a bisserl süchtig nach Kaffee, oder?", sie grinst.
(Bericht Straubinger Tagblatt v. 29.10.18 von Frau Sophie Schattenkirchner)


Moderator Herlan erklärt den Teilnehmern die richtige Einstellung von Sitz u. Lenkrad

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